Ich bin morgens etwas Langsamer und laufe auch gerne nach den anderen los. Am Anfang des Tages laufe ich mein Tempo und wenn ich auf die anderen stoße, geht es gemütlich weiter. Diese Kombination gefällt mir total gut.
Erst einmal muss man durch Fribourg laufen, für eine Stadt ist es gut ausgeschildert. Bis zum Bahnhof ging auch alles reibungslos. Beim Bahnhof war ein Schild auf der anderen Straßenseite das Fatale, es war wie 3-D und ich konnte aus der Entfernung nicht die richtige Richtung erkennen. Es ging die falsche Straße entlang, mir fiel auf, dass ich schon lange keine Markierung mehr gesehen hatte, und drehte um. An der Markierung zurück, ging ich bis zum Schild heran und konnte die richtige Richtung erkennen. Ab sofort laufe ich in Städten an solchen Markierungen dicht ran.
Als ich aus der Stadt raus kam, war ich erst einmal in einem Park. Eine Bank lud zum Verweilen ein. Meine Beine sind schlapp, das sind die vielen Treppenstufen von den letzten Tagen. Es kam wieder ein Wegweiser, ich habe genau geschaut und lief der 4 entlang. In der Schweiz ist der Via Jacobi mit 4 ausgeschildert. Ich war viel im Wald unterwegs und fand es superangenehm, einige Orte passierte ich. Nur ich konnte mich an keinen Ortsnamen orientieren, auf meinem Höhenprofil, was ich dabei hatte, stimmte kein Name mit den Orten überein, wo ich durch gelaufen bin. Aber die 4, die ViaJacobi Markierung, sehe ich immer wieder und denke weiterhin, ich muss doch richtig sein, sonst wären nicht so viele Markierungen.
Ich fühlte mich etwas verloren und habe mir eine Wanderapp gewünscht, wo ich sehen könnte, ob ich richtig bin und wo der nächste Ort kommt. Solche Apps kenne ich vom Pacific Crest Trail. So wusste ich, ob ich auf den richtigen Trail bin oder mal vom Weg abkam. Wie weit es noch ist, bis zum nächsten Campsite, Wasser oder auch Orte.
Am nächsten Schild sehe ich, Fribourg ist ausgeschildert und die Angabe war 4: 20 Std., also laufe ich im guten Tempo, da ich keine 4:20 Std. bis hierher gebraucht habe. Romont sollte nicht mehr zu weit entfernt sein. Komisch nur, dass Romont nicht auf dem Schild steht und ich die anderen noch nicht getroffen habe.
In meiner Mittagspause fragte ich meinen Freund Google und konnte es kaum glauben, was Google sagte. Google meinte, es sind nochmals 4 Std. bis Romont, der ganze Tag war im Wanderbuch mit 7 Std. ausgeschrieben. Es passt alles nicht zusammen. Im nächsten Ort ging ich zur Tankstelle und fragte, wo ich denn bin. Die Kommunikation wird schwieriger, da ich kein Französisch spreche, aber eines verstand ich, dass ich in Payerne bin. Payerne kam mir vom Weg studieren und von meinem Höhenprofil nicht bekannt vor.
Payerne ist groß und hat eine Touristeninformation, wo der Via Jacobi vorbei führt und ich erst einmal nach fragte. Eine Frau konnte Deutsch und hat mir auf der Karte gezeigt, wo ich bin. Dazu konnte sie mir auf der Karte zeigen, dass hinter Fribourg der Weg sich in 2 Richtungen teilt. Darauf hatte ich nicht geachtet, da ich nicht wusste, dass der Weg sich teilt. Im Wanderbuch steht es beschrieben, nur ich habe keines bei.
Ich musste etwas schmunzeln und dachte nur, das ist so typisch. Aber nicht negativ, solche Situationen sind im Nachhinein oft die lustigsten. Die Frau von der Touristen Information hat mir geholfen, eine Unterkunft zu suchen. Ich hätte gerne gezeltet, es ist allerdings Regen und Gewitter gemeldet. Ich bin bei jemanden privat untergekommen, Patrick heißt er. Er lief selbst schon bis nach Santiago, er spricht nur französisch, kein Englisch und kein Deutsch und ich spreche kein Französisch. Das war ein interessantes Gespräch, man kann zeichnen und es war viel Zeichensprache dabei. Wir fuhren einkaufen und Patrick grillte abends.
Was nur schade war, ich konnte den anderen nicht Bescheid geben, dass ich nicht auftauchen werde, da wir keine Nummern ausgetauscht haben. Ich hoffe, ich treffe sie morgen wieder und kann sie aufklären, was passierte. Auch wenn ich weiterhin in der Schweiz bin, hat sich die Sprache geändert, ebenfalls die Häuser und die Mentalität der Menschen habe allerdings nur einen kurzen Eindruck gewinnen könne. Wenn man um Hilfe bittet, sind sie weiterhin sehr hilfsbereit.
Lieben Gruß Melli Via Jacobi Tag 12 Fribourg bis Payerne